Ciao,
Mammamia, heute ist viel passiert. Wenn ich so an heute morgen denke, ist das gefühlt schon Ewigkeiten her. Aber nun gut, vergessen habe ich es trotzdem noch nicht.
Der Campingplatz wird auf unserer Bewertungsliste wohl einen Platz weit unten einnehmen. So waren wir eher weniger traurig, weiterzufahren. Ein Italiener begutachtete uns und unsere Fahrräder noch genauestens, ob aus Neugierde oder Misstrauen konnten wir allerdings nicht herausfinden. Mit uns geredet hat er allerdings nicht.
Mit uns geredet haben dafür heute ganz viele andere Italiener. Zunächst hieß es meistens nur guten Morgen, dann wurden wir nach unserer Herkunft gefragt oder uns wurde eine gute Reise gewünscht. Echt cool, wenn man in wenig touristischen Orten unterwegs ist.
Touristischer wurde es dann aber, als wir den Lago Maggiore erreichten. In einem Supermarkt, der gefühlt größer war als mein gesamter Heimatort, füllten wir unsere Vorräte wieder auf. Leider gab es nur Italienflaggen zu kaufen, lediglich kleine Fahnen, die man normalerweise in kleine Käsestücke steckt, konnten wir ergattern. Mal sehen, ob wir die bald ans Fahrrad basteln können.
Wenige Minuten nach dem Einkauf trafen wir dann einen Radfahrer, der ebenso bepackt war wie wir. Eine Seltenheit, denn seit dem Gardasee trafen wir höchstens mal ein paar Radrennfahrer. Natürlich sprachen wir ihn direkt an, und er stellte sich als 82 jähriger Italiener mit Namen Franco heraus. Leider konnte er nur italienisch, sodass wir mit Händen und Füßen kommunizieren mussten. Verstanden haben wir ihn trotzdem. Er erzählte uns von seinen Reisen, scheinbar ist er schon durch halb Europa gefahren. Auch den Simplonpass, den wir mit dem Zug überspringen wollten, hat er schon hinter sich gebracht. Von unseren Plänen, den Zug zu nehmen, hielt er übrigens nichts ("no no no no no"). Bei Arcona zeigte er uns dann noch kurz den Weg, den wir weiterfahren mussten und verabschiedete sich dann.
Entlang des Sees steuerten wir dann in Richtung Alpen. Der Weg führte direkt am See entlang, zwar war dieser auch für Autofahrer, aber es war wenig los, und die Straße gut asphaltiert. Dementsprechend gut kamen wir auch voran.
Irgendwann nahmen wir dann Abschied von dem See und fuhren weiter Richtung Domodossolla. Somit haben wir quasi alle nördlichen Seen Italiens abgeklappert. Früher als erwartet kamen wir in dem Ort an. Mit den Worten Francos im Hinterkopf , dem guten Wetter und dem Ehrgeiz entschieden wir uns spontan, den Simplonpass doch fahren zu wollen. Im Notfall kann man ja immer noch umdrehen und runterrollen. Nach 80 gefahrenen Kilometern ging es also berghoch (Domodossolla liegt auf knapp 300 Metern, der höchste Punkt des Passes bei 2000m).
Der Simplonpass an sich ist leider nicht so schön. Gekennzeichnet als Autobahn, auf der auch Radfahrer fahren dürfen und geprägt durch viele Tunnel, aber Gott sei Dank wenig Verkehr, so war das Radfahren nicht immer angenehm. Dafür war das Panorama echt großartig. Nach kurzer Zeit sahen wir auch wieder den ersten Schnee oben auf den Bergen.
Je länger die Fahrt andauerte, desto anstrengender wurde es. Und damit es nicht langweilig wurde, nahmen wir einmal über Stock und Stein den falschen Weg, der plötzlich 10 Meter über dem eigentlichen Weg endete, sodass es wieder ca. 100 Höhenmeter zurückging.
Aber nun gut, nach etlichen Pausen, schönen Panoramen, der Grenze zwischen Schweiz und Italien (Ciao Bella Italia), 111 Kilometern und viel Schweiß kamen wir irgendwann abends im Simplon Dorf auf 1500 Metern an. Hier fragten wir, ähnlich wie in Stuben, nach Schlafgelegenheiten. Wieder hatte nur ein Hotel auf, das uns für 69 Franken pro Person aber zu teuer war. Man bot uns aber glücklicherweise die Rasenfläche im Hinterhof zum Campen an. Da sagen wir natürlich nicht nein.
Ziemlich erschöpft bauten wir bei etwas kalten Temperaturen die Zelte auf, machten noch schnell etwas zu essen und zogen uns warm für die Nacht an. Es könnte heute Nacht ein letztes Mal kalt werden.
Morgen heisst es dann, die letzten 500 Meter hochzufahren, um dann lange runterzurollen. Nun heißt es ein letztes Mal Ciao und eine gute Nacht!
Timo
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Petra (Donnerstag, 09 Juni 2016 22:39)
Da habt Ihr aber richtig was geschafft.Schade, dass es dort keine Radwege gibt, aber Ihr meistert das das ja fabelhaft
Andreas (Donnerstag, 09 Juni 2016 23:31)
Ihr seid ein starkes Team! Hoffentlich wird die Nacht nicht zu kühl und kommt gut durchblutet wieder aus den Schlafsäcken. Die Bergabfahrt nach den letzten Metern wird sicher toll - vorher noch mal Bremsentest und nie zu schnell in die Kurven - und unter das T-Shirt eine Zeitung legen, damit der Wind nicht so rein bläst und euch auskühlt... Gute Weiterfahrt und noch viele schöne Panoramen und wieder einen tollen Blog am Abend! Haut rein, euer T-K Andreas
Frank (Freitag, 10 Juni 2016 08:23)
Denkt daran, wenn es bergrunter geht, die Bremsen werden extrem heiß. Lieber mal eine Pause zum "Abkühlen" einlegen. Aber da ihr bislang alles so toll gemeistert habt klappt das sicherlich auch ohne Probleme. Viel Spaß und macht weiter so mit Eurem Blog