Der Tag heute begann wie so üblich die letzten Tage. Früh aufstehen, denn es war warm im Zelt, essen, zusammenbauen und -packen und Sportklamotten an.
Da ich mein Deutschlandtrikot für die Spiele der Nationalmannschaft aufhebe, trage ich zurzeit häufig mein Porscheshirt. Heute war der erste Tag, an dem wir darauf angesprochen wurden. Ein
Zuffenhausener, der auch bei dem 6h-Lauf mitgelaufen war, (von dem das Shirt kommt), sah mich am Campingplatz und wir kamen kurz ins Gespräch. Generell sind in dieser Gegend gefühlt mehr deutsche
Touristen unterwegs als weiter westlich. Und das zurecht, wie sich später herausstellen sollte. Aber dazu später mehr.
Dann war es wieder Zeit für den Aufbruch. Ziel Antibes. Ca. 70 Kilometer standen uns bevor. Zur Sicherheit peilten wir einen Campingplatz an, bei Couchsurfing hatten wir bislang nur ein
'vielleicht' als Rückmeldung bekommen.
Auf den ersten Metern setzte sich der Weg fort wie am vorherigen Tag. Parallel zur Hauptstraße und zum Meer verlief der Radweg und ermöglichte stets die Sicht aufs Meer.
In Frejus am Hafen lagen mal wieder unzählige Boote, eins größer als das andere. Und es waren definitiv noch mehr Boote als in St.Tropez.
Dann, kurz nach Saint-Raphael, fingen die Calanques an. Die roten Felsen ragten links von uns hoch hinaus und bildeten die meiner Meinung nach bislang schönste Landschaft der Tour. Unser Weg
verlief auf der Straße, wo auch viele andere Touristen langfuhren. Unzählige, verlassene Buchten, zum Teil türkisblaues Wasser und Häuser mit Pools in den Steilhängen rundeten das Bild ab. So
wurde heute der Rekord an Fotostopps mit Abstand geknackt. Während der Fahrt sagte ich noch zu Daniel, wie cool es wäre, in den Felsen
zu klettern oder zu wandern. Vor allem mit einem Cabrio ist dieser Weg besonders zu empfehlen, aber auch Rennradfahrer waren häufig zu sehen.
Zur Pause suchten wir uns eine Bucht aus und kletterten runter zum Meer. Der wohl beste Platz zum Mittagessen bisher. Während der Pause bekamen wir dann auch eine Zusage bei Couchsurfing. Zwar
hatte Arnaud erst ab 18 Uhr Zeit, bis dahin wollten wir dann einfach an den Strand gehen.
Also ging es weiter, zuerst nach Cannes. Dort legten wir uns in Sichtweite zu unseren Fahrrädern an den Strand. Kurz nach uns folgte aber eine Gruppe Jugendlicher, die einen Geräuschpegel von
gefühlt 3.000 Dezibel erreichten. Also sattelten wir wieder auf, füllten kurz an einer Tankstelle die Reifen auf und gingen dann zum Strand in Golfe-Juan. Das Meer war immer noch so kalt wie
gestern.
Zu 18 Uhr (nach 70 Kilometern) ging es dann zu Arnaud. Er wohnt relativ zentral und hatte schon von seinen abendlichen Plänen geschrieben. Zunächst ging es mit seinen Arbeitskollegen an den
Strand zum Picknick. Die Franzosen gingen sogar noch alle schwimmen, uns war das dann doch etwas zu kalt. Nebenan spielten Leute Volleyball und irgendwann ging auch die Sonne unter. Viel kälter
wurde es aber nicht. Schon beneidenswert, wenn man so direkt in Reichweite des Meers wohnt.
Bis 23 Uhr ging das Picknick, danach wollte Arnaud noch mit uns in eine Bar, um noch andere Leute zu treffen. Arnaud ist übrigens Franzose, hat unzählige Hobbys, schreibt seine Doktorarbeit
und hat gefühlt schon überall gelebt. Wenn Daniel und ich immer hören, was die Leute für Hobbys haben, werden wir immer neidisch. So geht Arnaud zum Beispiel in der Woche bis Mitternacht
klettern, legt sich dann in eine Hängematte und steht morgens um 6 Uhr auf, um direkt zur Arbeit zu gehen.
In der Bar trafen wir dann wieder unzählige Leute, tranken Bier und genossen die Live-Musik. Da Arnaud morgen eine Art "Kletterstunde für Anfänger" in den Calanques veranstaltet, lud er uns
direkt ein. Perfekt, ich hatte ja heute schon während der Fahrt gesagt, wie cool es wäre, dort klettern zu gehen. Arnaud muss bis 18 Uhr arbeiten und in der Zeit fahren wir eben mit dem
Fahrrad nach Monaco und dann zu seiner Arbeit, um direkt zum Klettern zu fahren. So können wir unsere Sachen bei ihm zuhause lassen und morgen ohne Gepäck eben nach Monaco düsen. Und übernachten
tun wir hier dann morgen auch. Mal sehen, ob das alles klappt, hört sich in der Theorie aber nicht so schlecht an.
Bis dahin,
Timo
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Andreas G. (T-K) (Donnerstag, 30 Juni 2016 19:11)
Wow, das klingt wieder mal super! Ihr seid eben Glückspilze - wünsche schon mal wieder viel Spaß beim Klettern (und keine Höhenangst!). Toll, wie ihr über das Couchsurfend immer wieder direkten Anschluß zu den Leuten findet, ist schon ne tolle Sache. Ich schätze mal, dass ihr an der Grenze nach Spanien dann doch fliessend Französisch sprechen könnt... (und tolles "Mehrfachfoto" gestern von euch beiden!)
Heike G. (Donnerstag, 30 Juni 2016 22:30)
Tolle Bilder! Habe gerade gestern und heute Vormittag in Berlin den Großeltern und auch Tante Hilde eure neusten Erlebnisse vorgelesen und die Bilder gezeigt. Sie finden es beeindruckend, was ihr so erlebt und wünschen euch eine gute Zeit ! Mir scheint, der Abstecher die provenzialische Mittelmeerküste entlang hat sich auf jeden Fall für euch gelohnt! Hoffentlich hat euch die Tour mal ohne Gepäck nach Monacco und das Klettern gut gefallen !Liebe Grüße aus S-dorf