Ausflug nach Marseille

Heute stand uns der Ausflug nach Marseille bevor. Deutschland gucken! Wir hatten uns bereits gestern über Abfahrtszeiten und Preise der Züge informiert und begaben uns vormittags zum Bahnhof Cavaillons. Auf dem Weg dorthin wurde uns alle paar Meter zugerufen, meist:"Allez les Blues" oder "Vive la france". Wir waren wahrscheinlich die einzigen Deutschen im Ort. Nach der halben Stunde laufen zum Bahnhof hatten wir somit schon recht viele Bekanntschaften gemacht.

Anschließend hieß es, das erste Mal auf unserem Trip Zugfahren. Hier forderte ich Daniel zu einer Runde Schach heraus. Da Daniel pro Tag meist eine Runde Schach am Handy spielt oder Tutorials schaut, war mir bewusst, dass meine Chancen genauso gering waren, wie die von Daniel, gegen mich im Tennis zu gewinnen. Kurzzeitig dachte ich sogar, eine Chance zu haben, Daniel war laut eigener Aussage nicht in Topform, aber zu viele Fehler meinerseits haben mich dann doch verlieren lassen.
So ging die Zugfahrt nach Marseille recht schnell vorbei, und wir machten uns auf, die Stadt ein wenig zu erkunden. Plötzlich waren wir nicht mehr die einzigen Deutschen, sondern fanden uns im Riesengetümmel von Deutschen wieder. Wir erkundeten die Altstadt, wo sich vor wenigen Tagen noch die Russen mit den Briten prügelten, den Hafen und die Fanzone. Nach einer kurzen Stärkung ging es kurz in einen Pub und anschließend Richtung Stadion.
In Marseille war natürlich mega viel los. Viele Deutsche und noch mehr Franzosen sangen fröhlich vor sich hin. Die Stimmung war stets freundlich, nie wurden wir von den Franzosen blöd angemacht.
Am Stadion angekommen wurden dann erstmal die aktuellen Ticketpreise angefragt. Zum Einkaufspreis konnte man Karten auf jeden Fall schon bekommen und dabei war es gerade einmal 17 Uhr. Andere Deutsche machten uns dann noch weitere Hoffnung, da sie gestern in Lyon wenige Minuten vor Anstoß Karten für 40 Euro kaufen konnten (zum Vergleich: der Einkaufspreis lag bei ca. 300€). Unser Plan A war also, bis kurz vor dem Anstoß zu warten und dann versuchen, Karten zu kaufen. Als Maximalpreis hatten wir uns 80€ pro Karte gesetzt. Der Notfallplan (Plan B) sah so aus, dass wir zum Public Viewing am Strand rennen würden, was 2 Kilometer entfernt vom Stadion in zumutbarer Reichweite lag.
Damit nichts schief gehen sollte, testeten wir den Notfallplan und wir liefen die Strecke ab. Es ging eigentlich nur geradeaus. Am Strand war bereits die Bühne für das Public Viewing aufgebaut und es lief Live-Musik. Wir setzten uns also an den Strand und hörten nebenbei der Musik zu. Beim Public Viewing waren eigentlich nur Franzosen, was natürlich auch nachvollziehbar ist. Welcher Deutsche kommt extra nach Marseille, um dann nicht ins Stadion zu gehen?
Abends wurde es dann so langsam ernst. Die Spannung stieg, nicht nur wegen des Spiels, sondern auch wegen des Kartenkaufs. Wir setzten uns zunächst auf eine Bank, sprachen ein paar Leute auf Karten an und warteten. Die Zeit lag ja auf unserer Seite, spätestens nach Abpfiff waren die Karten nichts mehr wert. 
Zwanzig Minuten vor Anpfiff ging es dann los. Vor dem Stadion wimmelte es nur so von Schwarzmarkthändlern, was zu einem riesigen Chaos führte. Wir liefen durch die Meute, diskutierten und feilschten, um das günstigste Angebot zu ergattern. Bis fünf Minuten nach Spielbeginn versuchten wir unser Glück, doch die Preise wollten einfach nicht fallen. Pro Ticket 150€ zu bezahlen, das war es uns nicht wert.
Also griff der Notfallplan, 2 Kilometer joggen. So schnell waren wir über die Strecke wahrscheinlich schon lange nicht mehr, wenige Minuten später waren wir da. Natürlich waren wir die einzigen Deutschen, das störte zu Beginn aber nur wenig. Erst nach Spielabpfiff, als sich alle um uns herum freuten, machten wir uns vom Acker. Der Weg zurück zum Bahnhof führte natürlich entlang der Menschenmassen, doch spätestens am Stadion waren wir nicht mehr die einzigen traurig ausschauenden Menschen zwischen den jubelnden Franzosen. Diese feierten natürlich ausgelassen.
Um 24 Uhr waren wir zurück am Bahnhof. Es waren ziemlich weite Wege, die wir durch Marseille gelaufen waren. Unsere beiden Waden hatten ziemlich zu kämpfen, aber immerhin wurde eine andere Muskelgruppe als immer nur die Oberschenkel trainiert. 
Schließlich ging es dann mit dem Zug zurück, sodass wir um 3 Uhr zurück am Campingplatz waren. Ein ganz schön anstrengend Tag. Zu allem Überfluss stellte ich dann noch fest, dass meine Powerbank geklaut wurde, da ich sie im Badezimmer aufgeladen habe. Mit dieser konnte ich mein Handy ca. 5x aufladen, ohne eine Steckdose zu brauchen. Gerade auf Reisen ist das ziemlich nützlich. Sie hat zwar gerade mal 25€ gekostet, nur muss ich sie mir jetzt neu bestellen und zu irgendeiner Adresse schicken lassen. 
Morgen haben wir dann noch einem Tag Pause. Diesen hatten wir einerseits schon eingeplant, da wir spät aus Marseille zurückkommen würden, andererseits ist er eh unvermeidbar, weil wir bis zur Ankunft von Daniels neuen Rahmen in Montpellier noch Zeit haben.
So viel zu heute,
Au Revoir,
Timo 
Hafen
Hafen
Publicviewing
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Kommentare: 1
  • #1

    Andreas G (T-K) (Freitag, 08 Juli 2016 19:18)

    Schöne Fotos von einem tollen Erlebnis, auch wenn das Endergebnis nicht so schön war ... Toll, dass ihr alles so friedlich mit erleben durftet und euch unter so viel Franzosen wohl fühlt (die werden euch bestimmt fehlen...). Bleibt weiter so optimistisch und genießt die freien Tage!