Ruhetag X

So weit runterscrollen, um den letzten Ruhetag nachzuschauen, musste ich wohl auch noch nie. Und das als geübter Ruhetagberichterstatter. Die Surftage natürlich ausgenommen, hatten wir das letzte Mal die Beine hochgelegt in Castelldefells. Eine halbe Ewigkeit schon her. Alleine in der letzten Woche mit Kyle und Trent war mal wieder so viel passiert, dass mein Gehirn echte Probleme hat, alles irgendwo reinzustopfen, aber hier und da findet sich dann wohl doch immer ein kleiner freier Spalt. Sperrmüll ist hoffentlich erst, wenn wir wieder Zuhause sind, und Zeit hatten, alles mal zu ordnen. 

 

Über 6000 km sind wir jetzt also schon gefahren. Unsere kleinen Abstecher hier und da in Europa haben sich zu einer ganz schönen Summe addiert. Es ist aber jetzt auch ein schönes Gefühl das Kapitel Camino zu zuklappen und langsam nach Portugal hinunter zu Radeln. Genug gesehen haben wir jetzt auch definitiv, darum geht es, aber ja schon lange nicht mehr. Ganz gemütlich werden wir jetzt noch die nächsten Wochen angehen und uns entspannen. Vielen Dank nochmal für die zahlreichen (auch dreifachen) Glückwünsche. 

 

Die Stadt wollten wir uns natürlich auch nochmal anschauen, aber bevor wir runterfahren konnten, forderte Kyle uns zu einer Runde Basketball heraus. Gut, dass ich morgens noch nicht geduscht hatte. Deutschland gegen Neuseeland stand auf der Anzeigetafel, erster mit 11 Punkten gewinnt. Nach einem furiosem Hin und Her stand es 9:9 nach Punkten. Man musste, aber natürlich mit zwei Punkten Vorsprung gewinnen. 11:11,12:12, 13:13, es wollte sich einfach kein Sieger finden lassen, bis Kyle einen Ball aus dem Halbfeld für 2 Punkte versenkte. Wir mussten uns also geschlagen geben. Konnten aber mit erhobenem Haupt den Weg in die Dusche antreten. 

 

Mit dem Bus ging es schließlich runter nach Santiago. Es war logischerweise sehr viel los. Unglaublich viele Pilger und an jeder Straße mindestens 5 Souvenirgeschäfte. Trent und Kyle haben noch einen Kumpel aufgesammelt und zu fünft sind wir dann zur Kathedrale gegangen. Diese wurde leider gerade restauriert, weswegen die Fassade versteckt war, aber trotzdem beeindruckend. Insgesamt befinden sich ziemlich viele alte Gebäude in der Stadt und kleine Gassen mit unzähligen Geschäften im Umkreis der Kathedrale.

 

Timo und ich wollten uns auch noch unsere Urkunde abholen, diese wurde uns leider aber verwährt. Auf den letzten 200 Kilometern hätten wir nicht genügend Stempel. Eigentlich nicht so ärgerlich, abgesehen von der verschwendeten Zeit. Ob man jetzt die Urkunde hat oder nicht, ändert nichts. Das ganze Drumherum mit Urkunde und Menschenmassen passt leider auch zum Gesamtbild der Stadt. Die Kathedrale erscheint von innen wie ein Museum, und die Schlange zur Grabstätte haben wir uns auch nur kurz angeschaut und sind dann weiter zu einem Restaurant. Hier sieht man erstmal, wie viele wirklich nach Santiago pilgern. Überlaufen wäre vielleicht das richtige Wort. Natürlich ist auch gerade Hochsaison, aber ich will garnicht wissen, wie viele Bilder mit Selfiestick täglich vor der Kathedrale geschossen werden. 

 

Nach dem Essen sind die Anderen wieder zurück zum Campingplatz, und ich habe mir noch eine Massage abgeholt. Mal schauen, wie sich die Beine die nächsten Tage nun fühlen werden. Trent wird morgen früh auch nochmal das Glück haben, massiert zu werden. Mir hat es definitiv gut getan. 

 

Die Neuseeländer werden wohl morgen Richtung Porto weiterfahren, und wir den Weg nach Finasterra einschlagen. Es wird also morgen soweit sein, dass wir uns trennen werden. Aber wenigstens morgen früh sehen wir uns noch. Von dem tragischen Momenten des Abschieds wird euch also Timo berichten müssen.

 

Bis dahin alles Gute, Daniel

 

Auf dem Weg in die Stadt
Auf dem Weg in die Stadt
Schöne Schlange im Pilgerbüro
Schöne Schlange im Pilgerbüro
Die Kathedrale + Palisaden
Die Kathedrale + Palisaden
Das "Museum"
Das "Museum"

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Kommentare: 2
  • #1

    Andreas G. (T-K) (Mittwoch, 10 August 2016 00:37)

    Klingt nach einem schönen Ruhetag (auch wenn ich nach dem Basketballspiel wohl schon kaputt wäre...). Kann eure Eindrücke von einer vollen und überlaufenen Stadt gut nachempfinden - uns geht es in Porto genauso... Vielleicht treffen wir Kyle ja morgen, wenn wir auf dem Weg von Porto ins Dourotal sind - werden mal die Augen offen halten nach Neuseelandfahnen an Fahrrädern (sind auch "nur" 236 km... - also keine 300). Wird sicher traurig morgen werden, sich nach doch einigen erlebnisreichen Tagen und vielen gemeinsam Erlebtem dann zu trennen - wer weiss, ob man sich je wieder treffen wird...? Noch mal schöne Grüße an die beiden Kiwis! Und euch eine schöne Weiterfahrt "an's Ende der Welt" (fallt nicht runter von Europa...).

  • #2

    Petra W. (Samstag, 13 August 2016 19:22)

    Lach... Zusatzbemerkung zu Andreas G.: Erkenntnis "Die Erde ist eine Scheibe";-)