Santiago de Compostella - Cee

Der Morgen begann, wie angekündigt mit einem emotionalen Abschied. Kyle und Trent haben uns für mehr als eine Woche begleitet, und wir haben die Zeit sehr genossen. Ein paar Fotos zum Abschied wurden noch geschossen, und eine Übernachtungsmöglichkeit in Neuseeland haben wir jetzt auch. Man kann ja nie wissen.

Trotzdem musste es ja weitergehen. Von dem Basketballspiel gestern waren unsere Beine ziemlich schlapp, aber Fahrradfahren geht ja doch irgendwie immer. Und die ersten Meter waren auch etwas ungewohnt, wir hatten uns schnell an die Vierergruppe und das Englischsprechen gewöhnt.

Die ersten Meter gingen dann nochmal durch Santiago. Wie Daniel schon berichtet hatte, wir fanden die Stadt ehrlich gesagt nicht besonders schön. Vielleicht waren unsere Erwartungen auch einfach zu hoch gewesen. Danach holte uns der Alltag wieder ein. Bei Lidl einkaufen und dann weiter.

Wir waren nicht die Einzigen, die Kurs auf Finisterre nahmen. Für einige Pilger liegt das Ende des Jakosweges nicht in Santiago, sondern in Finisterre. Außerdem verlaufen mehrere Wege aus Portugal über Finisterre nach Santiago, sodass uns sowohl Leute entgegenkamen, als auch in die selbe Richtung liefen, wie wir fuhren. Obwohl für die Meisten das Ende des Jakobwegs in Santiago ist, liefen ganz schön viele in Richtung Finisterre. 

Vorteil an dem Jakobsweg ist, dass er häufig über abgelegene Straßen verläuft. So hatten wir das Glück, über wenig befahrene Straßen zu fahren. Auch mal wieder ganz schön.

Mit abnehmendem Abstand zur Küste wurde der Wind dann immer kräftiger. Er war bereits in Santiago sehr doll (Kyle hatte nachts überlegt, sein Zelt aus Angst vor einem umfallenden Baum umzustellen), doch so kräftigen Wind haben wir wohl auf dieser Tour selten erlebt. Gott sei dank erreichte uns der Wind meist von der Seite oder von hinten.

Abends erreichten wir in Estorde mit 82 Kilometern auf dem Tacho den Campingplatz, der am nächsten am Cap Finisterre gelegen ist. So wollten wir morgen die 10 Kilometer zum Kap ohne Gepäck fahren und unsere Sachen solange am Campingplatz lassen.

Am Campingplatz war es leider auch sehr windig, weshalb ich mich schon auf wenig Schlaf einstellte. 

Daniel und ich gingen dann noch zu dem Strand, der nur wenige Meter entfernt und sehr schön ist. Durch den starken Wind macht es aber keinen Spaß, am Strand zu sitzen, weshalb wir es bei einer kleinen Inspektion beließen.
Vom Strand aus sahen wir dann eine Rauchwolke, die sich ein paar Kilometer weiter erstreckte. Durch eine Nachforschung im Internet fanden wir heraus, dass es etwas weiter weg, seit gestern auch brennt. Es sei aber alles unter Kontrolle.

Wir aßen also noch ganz entspannt Abendbrot und machten uns bettfertig, ehe die Lage auf dem Campingplatz immer angespannter wurde. Die Rauchwolke war mittlerweile ziemlich groß geworden und zog durch den starken Wind nur knapp am Campingplatz vorbei. Auch das Feuer kam immer näher.

Mit zunehmender Zeit verließen immer mehr Leute den Campingplatz, zudem besuchten uns Polizei und Feuerwehr in regelmäßigen Abständen. Der obere Teil des Campingplatzes, in dem wir uns zum Glück nicht befanden, befand sich schon mitten in der Rauchwolke. Viele Leute waren auf den Straßen und wussten nicht wirklich, was sie machen sollten.

Laut Aussage der Polizei war alles unter Kontrolle, man konnte aber für nichts garantieren. Sollte vor allem der Wind nur ein bisschen drehen, wäre der komplette Campingplatz im Rauch gestanden. 

Gegen 12 Uhr nachts, mittlerweile waren viele Camper abgehauen, entschieden auch wir uns, nicht im Rauch schlafen zu wollen. Ein spanisches Paar nahm uns in ihrem Bulli mit. In einer Nacht- und Nebelaktion packten wir noch schnell unser wichtigsten Sachen, bauten die Räder zusammen und packten alles in deren Bulli. Die Beiden waren sogar so nett, bei einer Herberge anzurufen und zu fragen, ob für uns noch was frei wäre. 

Also ging es für uns auf genau dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, zurück nach Cee in eine Herberge. Unsere Zelte ließen wir am Campingplatz stehen. Morgens wollten wir dann zurück nach Estorde, um unsere Zelte abzuholen, und von da aus nach Finisterre.

So geht mal wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende. Bis dahin,

Timo 

Das Problem mit dem Speicherplatz für die Bilder haben wir übrigens immer noch nicht gelöst, weshalb wir erstmal ohne Bilder auskommen müssen.

Kleiner Nachtrag zum Namen:

Auf spanisch heißt es Finisterre
Auf galicisch heißt es Fisterra
Und es stammt vom lateinischem finis terrae 

Manchmal ist es mit den Namen also nicht so einfach.
Der Abschied
Der Abschied
Erste Anzeichen
Erste Anzeichen
Unser Strand
Unser Strand
Ja, es war sehr windig
Ja, es war sehr windig

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Kommentare: 3
  • #1

    Christiane (Donnerstag, 11 August 2016 18:22)

    Ich dachte immer, das "Ende der Welt" hieße Kap Finisterra, aber durch das Feuer erscheint dein "fiesterra" sehr passend.

  • #2

    Andreas G. (T-K) (Donnerstag, 11 August 2016 23:26)

    Es scheint schon wieder eine Ewigkeit her zu sein, der der Abschied von euren neuseeländischen Begleitern ist ja auch erst einige Stunden her. Schön war es, euch vier begleiten zu dürfen - und ihr habt jetzt eine Anlaufadresse in Neuseeland (hat auch nicht jeder). Den beiden werden sicher auch einige Rauschschwaden auf dem Weg nach Porto entgegen wehen - wir haben auf unserem Weg von Porto in den Norden auch einige Waldbrände umrundet., aber nie so nahe, wie ihr dem Feuer wart! Alle Achtung, da habt ihr schon was "Lebensbedrohendes" erlebt - und glücklicherweise gut überstanden (auch Dank den freundlichen spanischen Helfern). Dagegen war "das Ende der Welt" ja wirklich ein erfreulicher Wegesabschnitt - aber das muss ich ja erst im nächsten Blog kommentieren...

  • #3

    Petra W. (Samstag, 13 August 2016 19:31)

    Hab so einen Brand mal in Rosas (Ostküste Spanien) erlebt. Dort gab es für solche Fälle regelrechte Verkehrsschilder für die Evakuierung. Aber auch wir hatten damals Glück. Die Nacht hab ich aber definitiv nicht geschlafen und das Feuer scheint nachts mindestens doppelt so hell und bedrohlich. Sowas vergisst man nicht.